Das Abendgebet in meiner frühen Kindheit lief immer in einem bestimmten Ritual ab: Mutter legte sich zu mir, ich spüre die kalte Küchenschürze noch heute und wir beteten gemeinsam:
Wir beteten noch zur Mutter Gottes, dem Heiligen Schutzengel, um eine gute Sterbestunde und zum Heiligen Joseph. Dieser hatte immer einen besonderen Platz in den Gebeten meiner Mutter und auch in meinen. Jesus und die Gottesmutter standen auf einem besonderen Podest, aber der Heilige Joseph - war er nicht einer von uns, einer, der sich sorgen musste um das tägliche Brot, die täglichen Sorgen?
Viele Engelikonen, Muttergottesikonen, Christusikonen und auch Heilige hatte ich gemalt, aber noch keinen Heiligen Joseph. Immer wieder nahm ich es mir vor um dann doch wieder ein anderes Motiv zu wählen. So ging es lange Jahre, bis die Frankfurter Buchhandlung C. mich fragte, ob ich bereit sei, einen Auftrag für eine Josephsikone zu übernehmen. Nun musste ich wirklich lächeln, jetzt gab es kein Aufschieben. Ich schrieb die Josephsikone und lieferte sie mit einer Karte, welche meine eMailadresse enthielt, an die Buchhandlung.
Einige Zeit ist vergangen. Einige Josephsikonen habe ich seitdem geschrieben, aber bei jeder erinnere ich mich an die Umstände, die zu meiner ersten Josephsikone führten.